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Graubrot – Kasseler – Oberländer – Mischbrot- Hausbrot

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Es gibt für diesen Deutschen Brotklassiker unzählige regionale Namen. Und auch die Zusammensetzung ist je nach Bäckerei unterschiedlich. Es gibt Roggen- und Weizenlastige Varianten, die mal mehr mal weniger säuerlich-mild sind. In einigen Ecken wird es auch als „Genetztes Brot“ bezeichnet, was auf die mehlfreie, feuchte, glänzende Oberfläche hinweist.

Bei all den unzähligen Varianten und Abwandlungen eines normalen „Mischbrots“ ist dieses hier so etwas wie der Goldstandard, der Klassiker den ganze Deutschland kennt. (und hoffentlich auch gerne isst).

Und deshalb wette ich, jeder hatte diese Art als Bäckerbrot schonmal auf dem Abendbrotstisch. Wenn ich daran denke, wo ich so eines zum ersten Mal gegessen habe, sehe ich verschwommene Bilder von Salami-Butter-belegung und Alf im Fernsehen, oder tief ausgehöhlte Laibe, deren Saftigkeit eine perfekte Popelformung aus Krumenresten erlaubte.

Es gibt darüber hinaus viele verschiedene Rezepte und Ansätze zu dieser Art von Brot, die sich teilweise ähneln. Zum Beispiel von Björn Hollensteiner oder René Dasbeck. Mein Anspruch bei diesem Brot war, es möglichst authentisch saftig zu bekommen. In der mehrwöchigen Entwicklungsphase haben wir dieses Brot so oft gegessen, dass ich die Haltbarkeit gut beurteilen kann: 2-3 Tage kann es auf der Schnittfläche draußen gelagert werden, wobei die Kruste knusprig bzw. bissig bleibt. In einer luftdichten Folientüte entwickelt sich eine weiche Kruste und das Brot schmeckt bis zu einer Woche noch schön saftig. Achtung: Sauber arbeiten und vor dem Schneiden stets die Hände gründlich waschen.

Mischbrot wie vom Bäcker mit tiefbrauner glänzender Kruste
Glanzstreiche wie vom Bäcker: Dieses Brot kennt jeder.

Was macht dieses Mischbrot so besonders?

Allen gemein ist allen Graubroten / Mischbroten eigentlich die perfekte, kastanienbraun glänzende Kruste, die entweder eingeschnitten oder – wie hier – mit tiefen Löchern gestippt ist. Außerdem besitzt dieses Mischbrot eine schön saftige – ich nenne es sabschige – softe Krume. Durch den Poolish-Hefevorteig und das aktive Malz wird sie besonders zart und regelmäßig.

Es klingt auf den ersten Blick etwas aufwändiger – Sauerteig, Vorteig, Kochstück, Glanzstreiche – aber in der Umsetzung funktioniert das ganz gut. Sauerteig und Poolish setzt ihr am Tag vorher gleichzeitig an, das Kochstück und die Glanzstreiche kurz vor dem Hauptteig Kneten.

Damit die Kruste so wie hier gelingt, gibt es Einiges zu beachten. Denn obwohl das Brot so „normal“ und alltäglich erscheint, ist es echt eine mittlere bis höhere Kunst. Ich hab auch ungefähr 4 Anläufe gebraucht, bis es mir so perfekt gelungen ist. Anlauf 1 für die richtige Menge auf 2 Brote (Mathe-Legastheniker bzw. Verweigerer), Anlauf 2 für eine besser ausbalancierte Kombi von Sauerteig & Poolish, Anlauf 3 für einen besseren Glanz (und weniger Krustenrisse) und schließlich Anlauf 4 für die passende Gare, damit sich genau das gezeigte Ergebnis einstellt.

Ich stelle euch aus meiner Erfahrung hier einige wichtige Mischbrot-Tipps zum Nachbacken:

Wie bekommt man eine glatte glänzende Brotkruste wie vom Bäcker?

  • passende Teigtemperatur: Nur mit einem warmen Teig habt ihr eine gute Chance, die relativ langen Reifezeiten gut einzuhalten. Zwischen 26 und 28 Grad maximal sind ideal. Ein kälterer Teig reift bei Raumtemperatur deutlich länger als hier angegeben (und ihr seid garantiert ungeduldig)
  • passende Stock- und Stückgare: Der Teig muss genügend Zeit zu Reifen haben, damit die Energie im Ofen nicht unkontrolliert entweichen will. Man sollte also bis fast zur Vollgare warten, nachdem man das Brot geformt zur Stückgare gestellt hat.
  • Stockgare nicht zu lang halten: Der Teig ist nicht besonders weich (hier hilft auch das Kochstück) aber wenn ihr die Stockgare zu lange ausreizt, ist zu viel Gas im Teig und das Teiggerüst könnte etwas leiden, was das Formen schwierig macht
  • Geduld beim Formen: Der Teig darf im Grunde keinerlei Risse beim Formen bekommen. Hier müsst ihr besonders vorsichtig arbeiten und den Teig schön glatt ziehen. Dabei muss er vor Allem straff lang aufbearbeitet werden. Jeder größere Riss durch falsche Handhabung wird später leider potentiell aufreißen

Möchtest du noch mehr Backrezepte wie dieses kennenlernen?

Gestipptes Mischbrot mit glänzender Kruste

Küche: BrotSchwierigkeit: Mittelschwer
Portionen

2

Brotlaibe
Vorbereitung & Kneten

30

Minuten
Backzeit

1

Stunde 
Stockgare

2

h
Stückgare

1,75

h

Ein Deutscher Brotklassiker: Graubrot, Mischbrot, Kasseler, Genetztes Brot, nennt man dieses Weizenmischbrot mt besonders glänzender brauner Kruste. Etwas aufwändiger in der Vorbereitung und Aufarbeitung, aber sehr aromatisch und sabschig – wie vom Bäcker! Ergibt 2 Brote.

  • Sauerteig
  • 150g Roggenvollkornmehl

  • 150g Wasser heiß (50 Grad)

  • 15g Roggen-Anstellgut

  • Poolish
  • 125g Weizenmehl 550

  • 125g Wasser kühl

  • 1,25g Hefe

  • Kochstück
  • 20g Roggenmehl 1150

  • 100g Wasser

  • Glanzstreiche
  • 1 El Speisestärke (Mais oder Kartoffel)

  • ca. 50ml Wasser

  • Hauptteig
  • 600g Weizenmehl 1050

  • 460g Roggenmehl 1150

  • 625g Wasser, handwarm

  • 15g Bassinage (zusätzliches Wasser falls das Mehl es zulässt)

  • 7g enzymaktives (!) Backmalz

  • 28g Salz

  • Sauerteig
  • Das Anstellgut sollte mindestens am Tag vorher aufgefrischt sein:
    Mehl mit heißem Wasser mischen, erst danach Anstellgut zugeben. Abgedeckt für 12-14h reifen lassen.
  • Poolish
  • Mehl, Wasser und Hefe mischen. Abgedeckt bei Raumtemperatur für 12h Reifen lassen.
  • Kochstück
  • Roggenmehl in einem Topf mit Wasser gründlich klumpenfrei rühren und auf dem Herd ca. 2-3 unter starkem Rühren aufkochen, sodass eine puddingartige Masse entsteht. Ungefähr 30 Minuten abkühlen lassen, sodass man die Temperatur mit dem Finger aushält. (wichtig für die Teigtemperatur: am Besten nicht über Nacht auskühlen lassen)
  • Hauptteig
  • In der Knetmaschine das Kochstück mit dem warmem Wasser kurz mischen. Mehl zugeben, danach Sauerteig, Poolish, Salz und Backmalz zugeben.

    Alle Zutaten 5 Minuten auf niedriger Stufe mischen, dann weitere 5-8 Minuten auf höherer Stufe auskneten. Falls möglich, Bassinage zugeben. Der Teig ist glatt und nicht sehr klebrig und sollte sich am Ende größtenteils schmatzend vom Schüsselrand lösen. Falls nicht, lieber noch etwas weiterkneten.

    Wichtig ist, dass der Teig nicht zu kühl ist, damit die Zeiten so wie angegeben funktionieren.
    Die Teigtemperatur muss am Ende unbedingt zwischen 26 – 28 Grad betragen!
  • Stockgare
  • Stockgare gesamt: max. ca. 2h
    Den Teig in einer leicht geölten Wanne bei Raumtemperatur (21 Grad) für max. 2h reifen lassen.
    Er sollte am Ende ein durchgängig feines Blasenbild zeigen aber sich noch nicht verdoppelt haben, sonst wird das Formen erschwert!
  • Stückgare
  • Stückgare gesamt: 1,75h
    Den Teig vorsichtig auf die sehr wenig bemehlte Arbeitsfläche geben und in 2 Teile teilen. Beide Laibe gründlich straff rund, dann lang formen.

    Auf der Oberfläche dürfen keinerlei Risse entstehen, da sie sonst beim Backen aufplatzen.
    Mit dem Schluss nach oben bei Raumtemperatur in einem mit Speisestärke gepuderten Gärkörbchen für 1,75h reifen lassen.
  • Glanzstreiche
  • 1 EL Speisestärke in 2-3 El kaltem Wasser gründlich auflösen. Kochendes Wasser unter kräftigem Rühren dazugießen, abkühlen lassen.
  • Backen
  • Gesamtbackzeit: ca. 1h
    Ofen mit Blech, besser Backstahl, auf 240 Grad Ober-Unterhitze vorheizen. Das Brot mit dem Schluss nach unten auf Backpapier geben und überall – auch an den Seiten – ca. 2cm tief stippen (Stipprolle oder anderes rundliches Werkzeug). Danach mit der Glanzsstreiche satt einstreichen.

    In den Ofen geben und sofort maximal Schwaden sowie die Temperatur auf 210 Grad reduzieren.
    Nach genau 4 Minuten – spätestens jedoch wenn sich erste Krustenrisse zeigen sollten, den Schwaden komplett ablassen.

    In den folgenden 30 Minuten muss die Ofentür regelmäßig gründlich geöffnet oder ganz angelehnt werden (dünner Holzspieß o.Ä.), damit der Dampf entweichen kann! Ohne diese sehr trockene Backumgebung reißt die Kruste auf. für die restlichen ca. 30 Minuten kann die Ofentür wieder geschlossen werden. Achtung: Bitte passt auf ,dass der heiße Dampf die Elektronik oberhalb der Ofenklappe nicht beschädigt.

    Dunkel ausbacken und ca. 10 Minuten vor Backzeitende im Ofen nochmal mit der Glanzstreiche einstreichen. Direkt nach dem Backen ein Drittes mal einstreichen. Vor dem Anschneiden komplett auskühlen lassen.

Notizen


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