Donnerstag. Ein Blick in den Schrank. Leere. Und ein Haufen Krümel, aber das tut nichts zur Sache. Kein Brot in Sicht, und das Wochenende naht unaufhaltsam. Einkaufen? Unmöglich. Nachbarn betteln? Nä, ich bin Ehrenmann. Szenenwechsel. Durchsichtige Behälter, beschriftet mit Roggen 1150 und Roggen VK. Noch durchsichtiger aufgrund der Tatsache dass sie ebenfalls völlig leergeräumt sind.
Ein Paradebeispiel gescheiterter Selbstversorger-Vorratshaltung. Schnelle Inventur im Kühlschrank. Wenigstens haben wir noch Hefe. Nein, sind doch nur in Alufolie eingezwängte Zwiebelreste. Genauso trostlos sieht der alte Anstellgutfriedhof in Glas 2 aus. Nur Action Acki, mein roggig blubbernder Begleiter, wartet – natürlich ungefüttert – im Seitenfach.
OK, also das Unmögliche in Betracht ziehen. An den Grenzen von Physik und gutem Geschmack. Nicht erst seit den Teilchenbeschleuniger-Experimenten am CERN gibt es Bedenken über künstlich erzeugte schwarze Löcher. Das wagen, was die Gesellschaft mehr spaltet als alle Gs zusammen. Sauerteig mit Weizenmehl und Roggen-Asg ansetzen. 12-14 Stunden banges Warten und Hoffen, mit einem morgendlichen Zwischenstand, der gar nicht so schlecht aussah. Gerüchlich auch ansprechend.
Ich habe dann tatsächlich noch 50g Roggen-Vk gefunden. Zusammen mit etwas Weizen-Vk und sonst ausschließlich Weizen 1050 entstand so ein mittelgraues Backwerk, Französisches Landbrot – Style. Ein Weihnachtsmarktnotbesuch, wohlmöglich die letzte Chance in diesem Jahr, nötigte mich dann dazu, labberige Crepereste mit Kinderriegel auszulutschen (haben die kein Salz?) und den geformten Laib solange im Kühlschrank zu parken. War dann schon etwas zu weit.
Das Rezept habe ich dann anhand der Hieroglyphen auf den zwei Schmierzettel aus dem Aramäischen übersetzt und mit Hermann-Josef Ammels grandiosem Brotrechner verifiziert. Im übrigen lebe ich noch und aus diesem Outcome schließe ich, dass das Experiment ein Erfolg war. Auch am Samstag noch sehr gut als Frühstücksbrot geeignet. Und wer jetzt behauptet, dass unter Nutella keine Butter kommt: Butter gehört zum Brot wie die Butter aufs Brot.Sagt der der sich auch gern eine Scheibe Stolle mit Butter und Nutella gönnt.
Helles Mischbrot
30
Minuten1
Stunde10
MinutenEin mildes, feinporiges Weizenmischbrot mit einem Sauerteig aus Weizenmehl und Roggenanstellgut
- Sauerteig
270g Weizenmehl 1050
240g Wasser
10g Roggen-Anstellgut
- Hauptteig
380g Weizenmehl 1050
50g Roggenvollkornmehl
70g Weizenvollkornmehl
290g Wasser (warm) + ca.10 g mehr, wenn das Mehl es verträgt
15g Salz
15g Backmalz inaktiv, flüssig
3g Hefe
- Sauerteig
- Sauerteigzutaten mischen, 12-14h bei etwas wärmerer Raumtemperatur reifen lassen (ich: auf WLAN-Router)
- Autolyseteig
- Weizenmehl und Wasser mischen, ca. 1h bei Raumtemperatur ruhen lassen. (Autolyse)
- Hauptteig
- Alle anderen Zutaten bis auf Salz dazugeben, 4-5 min kneten und am Ende mit dem Salz zu einem weichen, elastischen Teig kneten.
- Stockgare
- 1,5-2h bei warmer Raumtemperatur. Nach 30min Dehnen & Falten. Der Teig sollte sich verdoppeln.
- Formen
- Den Teig vorsichtig auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und mit der Teigkarte unten von allen Seiten zusammenschieben, sodass eine einigermaßen Runde Teigkugel entsteht. Unten drunter nachmehlen und mit einem Tuch abgedeckt 15 min (kurz) ruhen lassen. Den nun wieder etwas breiteren Teig aufarbeiten und möglichst straff zu einem länglichen Laib formen.
- Stückgare
- Mit Schluss nach oben in einem bemehlten Gärkörbchen reifen lassen. Ich musste den Teig nach 1h Anspringen für 3h im Kühlschrank parken. Bei normaler Raumtemperatur sollte er nach 1h soweit sein, nicht ganz verdoppelt.
- Backen
- Ofen mit Bräter, Topf o.Ä. rechtzeitig auf 260 Grad O/U vorheizen. Brot vorsichtig auf Backpapier stürzen, einschneiden und in das heiß Gefäß geben. Für 20 Minuten bei 260 Grad backen. Danach den Topfdeckel abnehmen und für weitere 25-30 Minuten bei 220 Grad fertig backen (Backdauer: insgesamt ca. 45 Minuten)