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Malzkaffee kann man ja eigentlich nicht trinken. Zumindest nicht, wenn man die Option auf eine vernünftige Tasse Kaffee aus dem Vollautomaten oder aus der Filtermaschine hat. Es ist irgendwie sowohl Omagetränk, Regiohipsterbräu als auch dramatischer Ausdruck des Lebensziels, sich und seiner Umwelt zu beweisen dass man auch ohne Koffein existieren kann. Gesundheitliche Notwendigkeiten explizit ausgeklammert. Aber geschmackliche Entscheidung auf freiwilliger Basis?

Ja, ich gestehe dass ich gerne Bauarbeiterkaffee aus der Riesenpumpkanne trinke. In einer filterkaffeefeindlichen Umgebung, wie einem Büro einer Agentur muss ich mich teilweise mit Aufklebern wie “Ein Herz für Filterkaffee” dafür rechtfertigen. Manchmal hab ich auch das Gefühl, dass man sich für den Einsatz von Malz jeglicher Art im Teig rechtfertigen muss.

Zumindest triggern mit derartige Diskussionen, in denen von “großer Mist, macht den Teig kaputt, nie wieder” bis “ich bade darin und meine Haare bekommen einen unvergleichlichen Glanz davon” alle Positionen ziemlich religiös verteidigt werden. Dabei ist Malz so cool, nicht erst seit es Bier gibt.

Auch aktives Malz benutze ich gern, weil es einfach eine technische Funktion erfüllt und ich durch try and error (und viel nerdiger Recherche) gelernt habe, dass man den Herstellerangaben von Seitenbacher, Seitenbacher Herstellerangaben, von Seitenbacher, nicht trauen sollte.

An homöopathische Kleinstmengen bei Hefe usw. sollte sich mittlerweile jeder gewöhnt haben. Aber neben der verhältnismäßig häufigen Verwendung gibt es für mich als mittelbodenständigen Hobbybäcker immer das Problem der Beschaffung, denn während das aktive Pulver wahrscheinlich bis an mein Lebensende in einem kleinen Babynahrungsglas im Schrank existieren wird, kippe ich inaktives flüssiges Gerstenmalz rein wie Wasser. Und das gibt es in der Nähe nur in 2 Bioläden. Also hab ich nach Alternativen gesucht, die jeder beim Wocheneinkauf mit mehr oder weniger Schande in den Einkaufswagen packen kann.

Und Malzkaffee heißt ja nicht umsonst Malzkaffee.

Eine Idee, das Pulver im Teig unterzubringen habe ich aus einem morgendlichen Backstube Besuch bei einem Kunden, der in einem seiner Rezepte einen Vorteig mit Malz angesetzt hatte. Ich habe deshalb den Poolish mit 1-3 El angereichert, was zur Entstehung einer karamellartigen Masse führt die super riecht. Zu viel davon gibt allerdings eine etwas bittere Note weil ja keine Zuckerstoffe enthalten sind.

Ich kenne übrigens einige Caros, um genau zu sein 2. Sowohl blond aus auch dunkelhaarig. Beide gute Freundinnen, Ex-Bandkolleginnen bzw. Ex-Kollegenfrau. Deshalb kann mann das Rezept für Kartoffelcaros auch als dunkle und helle Variante abwandeln, was sich im Prinzip durch die Menge an Malzkaffeepulver unterscheidet.

Kartoffelcaros

Zubereitungszeit

30

Minuten
Gesamtzeit

1

Stunde 

10

Minuten

Einfache malzig-leckere Frühstücksbrötchen mit Kartoffeln, saftigem Innenleben und knuspriger Kruste

  • Poolish
  • 150g Weizenmehl 550

  • 150g Wasser, kalt

  • 1,5g Frischhefe

  • 5-15g Malzkaffee-Pulver

  • Hauptteig
  • 180g Kartoffel, gekocht, aus dem Kühlschrank

  • 170-180g Wasser (50 Grad)

  • 350g Weizenmehl 550

  • 50g Roggenmehl 997

  • 13g Salz

  • 7g Frischhefe

  • 2g Acerolapulver (optional)

  • 15g Butter

  • Poolish
  • Zutaten vermischen und abgedeckt 12-16h bei Raumtemperatur reifen lassen.
  • Hauptteig
  • Kartoffeln mit dem Wasser in der Schüssel fein zerdrücken bis ein homogene Brei entsteht. Alle anderen Zutaten bis auf die Butter zugeben und 2-3 Minuten kneten. Butter zugeben und weitere 2-3 Minuten kneten bis ein glatter dehnbarer Teig entsteht.
  • Stockgare
  • 1,5-2h abgedeckt bei Raumtemperatur gehen lassen. Nach 30min ggf. einmal Dehnen und Falten. Der Teig ist weich, sollte sich sehr gut verdoppeln und wollig sein.
  • Formen & Stückgare
  • Teig auf die gut bemehlten Arbeitsfläche auskippen und vorsichtig etwas quadratisch mit den Fingern ausbreiten. (Teig ist ca 2cm hoch)
    Quadratische Teiglinge zu ca 100g abstechen, nochmal LEICHT in Form drücken und gut durch Roggenmehl ziehen. Die nach dem Abstechen glatte Oberseite kann oben bleiben.

    Abgedeckt im Leinen ca 45min gehen lassen.
  • Backen
  • Ofen rechtzeitig inkl. Blech und Schwadendings auf 240 Grad Heißluft vorheizen.
    Nach der Gare Brötchen auf Backpapier geben und Caroförmig ca. 0,5cm tief Einschneiden.
    Mit viel Dampf bei 240 Grad durchgehend 15-18min knusprig backen. Dampf nach 10 ablassen.